Ein Schulzentrum im Wandel (Tageblatt v. 03.11.10)


Integrierte Gesamtschule Stade: Nach Jahrgangsstufen strukturierte IGS braucht anderen Raum-Zuschnitt

Ulrich Baden vom Amt für Gebäudewirtschaft (links) und Schulleiter Jörg Moser-Kollenda vor dem Schulgebäude, das gerade kräftig renoviert und umgestaltet wird.

 

Neu: Die Klassenzimmertüren haben Glasausschnitte.

 

Stade (vr). Der erste von acht Umbau-Schritten in Richtung Integrierte Gesamtschule Stade (IGS) ist am Schulzentrum Hohenwedel getan: Ulrich Baden vom Amt für Gebäudewirtschaft und der kommissarische Schulleiter Jörg Moser-Kollenda sind mit den ersten Kilometern des Umgestaltungsmarathons sehr zufrieden, zumal der erste Bauabschnitt genau das exemplarisch vor Augen führt, was die weiteren dann siebenfach kopieren werden.

Was ist bisher geschehen? Um das pädagogische Konzept einer Integrierten Gesamtschule sinnvoll umsetzen zu können, müssen die Räume und insbesondere ihre Anordnung gewisse Voraussetzungen erfüllen. Der Gebäudekomplex wird daher nicht mehr wie früher in Haupt- und Realschule unterteilt (die gymnasiale Oberstufe kommt später hinzu, wenn die jetzt gestarteten IGSler das entsprechende Alter erreicht haben), sondern eine Unterteilung erfolgt baulich nach Jahrgangsstufen.

Stärker als zuvor wird in der IGS nach Fähigkeiten und Neigungen der Schüler unterrichtet, wobei die Lehrer möglichst individuell auf sie eingehen.

Diesem didaktischen Ansatz trägt der erste fertiggestellte Bauabschnitt Rechnung: Fünf fünfte Klassen sind jetzt auch räumlich eine Einheit und wie eine kleine Schule in der Schule zu interpretieren, da auch das Lehrerzimmer in den Trakt der Klassenräume integriert ist. "Es wird später zusätzlich ein großes Lehrerzimmer mit Fachstationen geben, damit die Lehrkräfte der verschiedenen Jahrgänge sich austauschen können. Wichtig ist aber zunächst, dass die Lehrkräfte räumlich nah an den Schülerinnen und Schüler ihres Jahrgangs dran sind", erläutert Jörg Moser-Kollenda. Eine weitere Besonderheit der IGS ist der "Differenzierungsbereich", im Prinzip ein offener Raum, ein großer Flur, der für Präsentationen, klassenübergreifende Veranstaltungen und Gruppenarbeitsphasen genutzt werden kann.

Außerdem gibt es noch einen kleinen Gruppenraum, der den Lehrern und Schülern für Einzelgespräche, Arbeit am Computer, individuellen Förderunterricht und ähnliches zur Verfügung steht.

Pünktlich zum nächsten Schuljahr, so ist es geplant, wird dann der zweite Bauabschnitt mit ebenfalls fünf zusammenhängenden Klassenräumen, einem Differenzierungs- und einem Gruppenraum sowie einem Lehrerzimmer bereit sein, die dann neuen fünften Klassen aufzunehmen. "Und das Prozedere geht dann weiter bis ins Jahr 2017", rechnet Ulrich Baden vor. Auch die Fachunterrichtsräume, die alle Jahrgangsstufen gleichermaßen nutzen, werden sukzessive erneuert.

Sämtliche mit den für die IGS-Struktur erforderlichen Umbaumaßnahmen verbundene Kosten belaufen sich bis 2017 auf 3,4 Millionen Euro. Zu etwa gleichen Teilen werden der Landkreis und die Stadt Stade diese Rechnung begleichen.

410 000 Euro hat der erste Bauabschnitt gekostet, der neben der Schaffung des ersten Jahrgangsbereichs auch die Erstellung des Verwaltungstrakts umfasst. Somit "warten" noch rund drei Millionen auf ihre sinnvolle Verwendung.

Über ein Detail der neuen Klassenräume freut sich der Schulleiter besonders: "Von Anfang an haben wir in unseren Planungsgesprächen immer wieder um Glasausschnitte in den Klassenzimmertüren gebeten", so Moser-Kollenda. Und trotz der Mehrkosten in einer auf Wirtschaftlichkeit bedachten Kalkulation sind diese speziellen Türen in den Klassenzimmern verbaut worden. "Sie tragen dazu bei, dass eine freundliche, offene Atmosphäre entsteht und erleichtern die Lehrerkooperation", argumentiert der Schulleiter.

In den kommenden Jahren wird noch viel mehr Geld in die größte Schule der Stadt Stade investiert. Für Wärmedämmung, verbesserten Brandschutz und weitere Sanierungsmaßnahmen ist fast noch einmal die gleiche Summe vorgesehen, die der Umbau zur IGS erfordert.

Moser-Kollenda freut sich über die Arbeit in der neuen Schule: "Mir erscheint es absolut vernünftig, Kinder mit unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten gemeinsam lernen zu lassen. Die Starken profitieren hier genauso wie die Kinder mit Lernschwächen. Das sehen wir tagtäglich." Und international betrachtet sei die Gesamtschule längst Standard.

Dass auch viele Stader Eltern Interesse an der IGS zeigen, beweist der Zulauf. 267 Anmeldungen für die fünfte Klasse gab es und nur 148 Plätze. Der erste "Differenzierungsbereich" des sich im Wandel befindlichen Gebäudes.

Fotos: Reimann

03.11.2010