Die Integrierte Gesamtschule Stade will auf Transparenz setzen und lädt zum ersten Mal die Erziehungsberechtigten zum Testessen ein Von MIRIAM FEHLBUS
Die Stader IGS-Mensa hat einen Stern. Nicht im klassischen Sinn für Gourmet-Variationen. Unter anderem für das Angebot vegetarischer Gerichte ist die Auszeichnung dieses Jahr von der Verbraucherzentrale verliehen worden. Beim abendlichen Probeessen haben erstaunlich oft Männer die fleischlosen Gerichte ergattert. Die Essenmarken wurden den Eltern am Eingang überreicht. Rosa steht für „Penne mit Brokkoli“. Gericht zwei gibt es für eine blaue Marke. Es ist Putengeschnetzeltes mit Reis. Beides kostet pro Kind 3,03 Euro. Bevor es an die Töpfe geht, warten ein paar Informationen auf die Erziehungsberechtigten. Ralf Handelsmann als Leiter der Qualifizierungsküche des Berufsbildungswerks Cadenberg-Stade erläutert die Vorgehensweise des Caterers. Zum Nachlesen gibt es die zahlreichen Zertifikate und Hygienegrundsätze auch in Mappenform. Aber eigentlich wollen alle nur eins: endlich probieren. Eine Schüssel ist für sechs Leute gefüllt. Fünf
Tische für die fünf Klassen jeweils eines Jahrgangs
Bei den Eltern sind die Freiwilligen für den
Küchendienst gefunden. Kaum springen alle zugleich auf, ermahnen ein
paar der Schüler aus der Mensa-Arbeitsgemeinschaft (AG) die Erwachsenen,
den Vorschriften zu folgen. „Der Außentisch fängt an“, heißt es. Das
löst lautstarkes Maulen aus.
„Schmeckt ganz gut“, befindet David Etheridge. Der gebürtige Brite hat schon in seiner Schulzeit in England Mensakost zu sich genommen. Starkoch Jamie Oliver, der im Rahmen einer Regierungskampagne den britischen Schulkindern gesünderes Essen beibrachte, müsse in Stade nicht kommen, befindet Etheridge. Allerdings hätten ihn die Kartoffeln interessiert, sagt er. Dieses Gemüse habe von den Schülern nicht immer Bestnoten für Geschmack und Konsistenz bekommen.
Am Ende gehen alle Eltern satt nach Hause. Ein bisschen weich und salzig seien die Nudeln gewesen, das Putenfleisch dafür gut, sagen die meisten. Der Nachtisch – eine Griesquarkspeise – hat viele überrascht. So ganz einfach war der Name dieses Gerichts nicht zu erraten. Eine Mutter fragt beim Herausgehen im Scherz: „Was gibt es denn morgen Abend?“ Die Organisatoren von Schulleitung und Mensa-AG lachen zufrieden. Sie hoffen, dass diese Aktion sie durch die geschaffene Transparenz näher an den zweiten Stern bringt.
Stader Tageblatt, 27.1.14 |